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Werner Krüger - Seine Zeit mit der AWO


Relativ spät, etwa 18 Jahre nach Wiedergründung, wandte man sich im Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt verstärkt den jungen Menschen zu. Ziel der Kinder- und Jugendarbeit in der AWO ist es, die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Dazu gehört u. a., dass sie im Rahmen der Freizeitgestaltung lernen,

  • ihre Lebensverhältnisse umweltbewusst wahrzunehmen und zu gestalten
  • ihre eigenen Interessen zu vertreten
  • solidarisches Verhalten einzuüben
  • andere zu tolerieren

 

Werner Krüger widmete sich in seiner aktiven Zeit in der AWO überwiegend der Jugendarbeit.

Er erinnert sich, dass in den 70er Jahren durch die AWO Kinderspielplätze gebaut und eingerichtet wurden. Die Jusos hatten es politisch durchgesetzt, dass bei Neubaugebieten auch ein Spielplatz mit eingerichtet werden musste. Die AWO war ebenfalls davon überzeugt, dass auf diesem Gebiet etwas passieren musste und auch finanziell in der Lage, dies umzusetzen. Geld aus Spenden und Teile, die aus der Landessammlung behalten werden durften, wurde zur Verfügung gestellt, um Geräte zu kaufen. Einer dieser Spielplätze befindet sich am Antonianger, ein weiterer an der Berliner Straße. Zu dieser Zeit wurde Dr. Toetzke gerade Stadtdirektor in Alfeld, es war eine seiner ersten Amtshandlungen, den Spielplatz am Antonianger zu eröffnen. Auch heute noch existieren diese Spielplätze.

 

Anfang der 70er Jahre wurde der Ferienpass aufgelegt. Die Wohlfahrtsverbände wurden angeschrieben, um sich daran zu beteiligen. Die erste Fahrt mit Kindern, an die sich Werner Krüger erinnert, ging mit dem Bus nach Duingen zum Waldspielplatz am Papenkamp. Dies war der Beginn der Ferienpassaktion. Später waren es teilweise über 100 Kinder, die mitkamen. Dies wurde später noch mit anderen Aktionen fortgeführt. Ein Jahr ging die Fahrt in einen Freizeitpark bei Celle. Danach wurde ein Besuch im Hallenbad angeboten. Dies wurde aber auf Dauer zu teuer und deshalb wieder eingestellt, obwohl es pro Kind einen Zuschuss von 2 DM von der Stadt gab. Später wurden dann Kinderfeste organisiert, teilweise mit selbst gebasteltem Spielzeug.

 

In den 70er Jahren unterstützte der AWO-Ortsverein mehrfach das Babyhaus in Friedland. Die Arbeiterwohlfahrt war in Friedland zuständig für die Babys. Es war egal, aus welchem Land die Flüchtlinge kamen. Der Bezirk informierte die AWO immer, wenn wieder Hilfe nötig war. Werner Krüger entsinnt sich, dass er zunächst mit Geld dorthin gefahren ist, weil er persönlich überhaupt keine Vorstellung darüber hatte, was benötigt wurde. Später hat die AWO dann auch Kleidung oder Kinderwagen mitgenommen, die vorher gesammelt wurden. Oftmals wurde aber auch Geld für Windeln benötigt.

 In dieser Zeit pachtete der AWO-Ortsverein den Freizeitraum des Hallenbades. 20 Jahre wurde der Freizeitraum in ehrenamtlicher Arbeit bewirtet und der Erlös aus dem Umsatz war für den Ortsverein eine sehr gute Einnahme. Damit konnte unter anderem auch das Babyhaus in Friedland unterstützt werden.

 

1980 wurde das AWO-Haus gebaut und dann fing 1981 die eigentlich Jugendarbeit an.
So wurde im Sommer 1981 die erste mehrwöchige Ferienfreizeit in Klingberg an der Ostsee durchgeführt. Weitere erlebnisreiche Freizeiten in Klingberg folgten in den Jahren 1982, 1983 und 1984 mit teilweise über 40 Teilnehmern. Unterstützt wurde und wird der Ortsverein dabei auch heute noch durch viele ehrenamtliche Mitglieder, die nicht nur aus Alfeld stammten.

 

 Ab 1983 erfreuten sich die jährlichen Pfingstfreizeiten im Zeltlager in Fredelsloh im Solling größter Beliebtheit. Diese wurde über 10 Jahre durchgeführt. Nicht immer konnten leider alle Teilnehmeranfragen berücksichtigt werden. Unvergessen sind auch die abenteuerlichen und informativen mehrwöchigen Radwandertouren durch die Lüneburger Heide und durch das Wendland.
Werner Krüger entsinnt sich schmunzelnd, dass Willi Schwarz einmal mitgefahren ist und danach nicht wieder, weil er gesehen hatte, was es bedeutete, so eine Gruppe zu leiten. Bis nachts um drei war Randale.
Es ging immer von einer Jugendherberge zur nächsten. Im Zonengrenzland gab es sogar Geld dafür, dass sich die Gruppe einen Vortrag angehört hat. Man war über jede Mark dankbar. Am Anfang war es sehr wenig, was an Material zur Verfügung stand, später wurde immer mehr aufgerüstet. Mit Dankbarkeit erinnert sich Werner Krüger auch, dass Hertha Appel in diesen Jahren die Jugendarbeit immer finanziell unterstützt hat.


Ab 1983 wollten die Kinder sich nicht nur zu den Fahrten sehen, sondern sich öfter treffen. Dies ist der Ursprung der AWO-Jugendgruppe, die sich dann seit 1983 14 tägig und ab 1984 wöchentlich zu regelmäßigen Gruppenstunden getroffen hat. Interessante und abwechslungsreiche Aktivitäten bestimmten die Gruppentreffs, wie Volkstanz, Spiele in der Gruppe,, Theaterspielen, Schwimmen, Basteln, Kegeln, Schlittschuhlaufen, Wochenendausflüge u. v. m. Mehrtätige Seminare mit verschiedenen Themen wie z. B. erste Hilfe, „Freundschaft, Liebe, Sexualität“, Konfliktbewältigung oder Umwelt wurden durchgeführt. Auch fanden Autorenlesungen mit hochrangigen Autoren wie Miriam Pressler und Klaus Kordon – beides Träger des deutschen Jugendbuchpreises – in der Jugendgruppe statt. Besonders aufregend waren die gelungenen Auftritte der Jugendgruppe beim “Tummelplatz Extra“, im Stadtheater Hildesheim und im Lutherhaus Alfeld. Im Jahr 1985 wurde eine Sommerfreizeit in Schönberg an der Ostsee mit Ausflügen und Rückfahrt nach Hause mit dem Fahrrad mit vielen Zwischenübernachtungen in Jugendherbergen veranstaltet. Es können nicht alle Unternehmungen und Aktionen der Jugendgruppe aufgeführt werden. Unvergessen sind jedoch die großen Hallenfußballturniere, die Ausgestaltung von Adventsfeiern, Elternabende und Kinderfesten mit Theatervorführungen und Tanzdarbietungen sowie Mithilfe bei den Hilfslieferungen nach Rumänien für ein Waisenhaus und Behindertengruppen.

 

Wo Kinder und Jugendliche sind, gehören auch Eltern dazu. Der wichtige Kontakt zu den Eltern ergab sich durch Elternabende bei den Vorbereitungs- und Abschlusstreffen der Freizeiten. Aus dieser Gruppe hat sich dann letztendlich Mitte der 80er Jahre die Elterngruppe entwickelt. Viele Jahre hat sich eine große Elterngruppe zu Gesprächen, Ausflügen und Seminaren regelmäßig getroffen. Die finanzielle und persönliche Hilfe der Eltern war für das Gelingen vieler Maßnahmen der Jugendgruppe und des Jugendwerkes wichtige Voraussetzung.

 

Ein Höhepunkt der Jugendarbeit war die internationale Jugendbegegnung erstmals 1986 in Finnland in der Stadt Savonlinna und der Gemeinde Ilumantsi in Karelien. 1987 und in den Folgejahren bis 1995 wurde ein reger Austausch mit dem Loczy-Lajos-Gymnasium in Balantonfüred gepflegt. Eigentlich sollte es einen Austausch mit Finnland geben, dies hat aber nicht geklappt, da der Ort zu klein war und nicht genügend Kinder dort wohnten. Werner Krüger hatte dann über das Jugendwerk des Bundesverbandes der AWO den Kontakt mit Ungarn hergestellt. Diese Kinder aus Balatonfüred sind dann auch einige Male in Alfeld gewesen. 3-wöchige Aufenthalte in Ungarn bei Gastschülern und in Kiskunmasja in der Puzsta sowie in Budapest brachten umfangreiche Informationen über Menschen, Geschichte und Kultur des Landes. Im Gegenzug kamen Schülerinnen, Schüler und Jugendliche aus Balantonfüred nach Alfeld. Das gegenseitige Verständnis, auch während der Zeit des eisernen Vorhangs wurde geweckt und viele persönliche Kontakte geknüpft, die teilweise heute noch andauern.

 

Schon bald war das Jugendwerk im Ortsvorstand der Arbeiterwohlfahrt mit Sitz und Stimme vertreten. Es vertritt die grundlegenden Interessen der Kinder und Jugendlichen in der Arbeiterwohlfahrt. Die Jugendgruppe hat schon 1985 am Treffen des Bezirksjugendwerkes Hannover in Hagenburg am Steinhuder Meer und bei späteren überörtlichen Veranstaltungen teilgenommen. Gern wurden auch die hervorragenden Seminare des Bezirksjugendwerkes Hannover von Jugendlichen aus Alfeld angenommen.

 

Eine besondere Anerkennung erfuhr die Jugendgruppe mit ihrem Betreuerteam, als sie im Mai 1988 eine Einladung zum Bundespräsidenten in die Villa Hammerschmidt nach Bonn erhielt. Die Staatskanzlei schickte dazu die Einladung. Als eine von zwei Gruppen aus Niedersachsen nahm sie am Jugendtreffen mit dem Thema „Jugend überwindet Grenzen“ mit den ungarischen Partnern aus Balatonfüret teil. Gelungene, gemeinsam vorgetragene Volkstänze mit den ungarischen Freunden und Gespräche mit dem Bundespräsidenten Richard von Weizäcker sind eine bleibende Erinnerung. Werner Krüger erinnert sich, dass dies ein ganz besonderer Tag für alle Betreuer und Kinder gewesen ist.

 

Alle Betreuer sind mindestens dreimal im Jahr am Wochenende zur Betreuerausbildung, meistens in Hohegeiß, gefahren. Manchmal wurden auch Seminare im Jugendgästehaus, am Naturfreundehaus oder auf Wernershöhe durchgeführt.

 

Dreimal war die AWO Alfeld auch mit Hilfsgütern in Rumänien. Hauptsächlich waren dies Werner und Ingrid Krüger. Als das Regime in Rumänien 1990 zusammenbrach, wurde ja durch Fernsehberichte in Deutschland bekannt, wie katastrophal die Zustände in den Kinderheimen dort waren. Zusammen mit dem LKW-Fahrer Roland Spriebe, der aus Siebenbürgen stammt, ist sind Werner und Ingrid Krüger 1991 das erste Mal dorthin gefahren. Zu der Zeit war dies noch sehr gefährlich, die Geheimpolizei war immer noch in Aktion. In den Hotelwänden in Temeschwar prangten noch die Einschusslöcher. Dieser Ort war allerdings sehr bekannt, dort wurde schon aus vielen Richtungen geholfen. Den Alfeldern wurden deshalb nahe gelegt, hinter die Karpaten zu fahren, dort war alles noch schlimmer. Die zweite Tour mit zwei LKW und einem Bus führte dann nach Jassy an die moldawische Grenze. Ein LKW wurde von der Spedition von Koss zur Verfügung gestellt, der andere kam vom Arbeitersamariterbund Braunschweig. Die Sachen, die dorthin gebracht wurden, wurden alle vorher im Keller der Orientierungsstufe gelagert. Es wurde vorher viel gesammelt, u. a. auch Medikamente. Beim dritten Mal war als Dolmetscherin eine Historikerin aus dem Museum Hildeheim mit dabei, diese hatte Kontakt zum Krankenhaus in Jassy. Was die Helfer dort erwartete, kann man nach den Worten von Werner Krüger kaum wiedergeben. Die Helfer wollten die Hilfsgüter selber verteilen, damit sie auch sehen, dass es richtig ankommt. Das menschliche Sozialverhalten dort war völlig weg. Wenn man ein Kind bekam und es nicht ernähren konnte, wurde es einfach in ein Heim gegeben. Das war eine Verrohung, die konnte man nicht nachvollziehen. Rentner z.B. wurden nicht behandelt, sie konnten in keine Krankenkasse, Behandlung gab es nur, wenn sie selber bezahlen konnten. Werner Krüger konnte dies zunächst nicht glauben. Er erinnert sich, dass auf der gynäkologischen Krebsstation das Besteck dort verrostet und verrottet war. Es waren unvorstellbare Zustände.

 

Es war vereinbart, dass nur eine Ärztin, zu der man Vertrauen hatte, alle Medikamente bekommen sollte. Diese bekam aber einen Zuckerschock. Dann wollte plötzlich das Krankenhaus die Medikamente haben, Werner Krüger hat daraufhin das Ausladen sofort gestoppt. Sonst wäre alles sofort weg gewesen. Denn nicht Personal war zum Abladen da, sondern die kranken Frauen mussten alles tragen. Der Geschäftsführer des Krankenhauses hat sogar eine Kiste mit bunten Glühbirnen gestohlen. Es gab zwar Strom, aber die Glühbirnen waren überall entwendet. Dies wurde zwar bemerkt, aber Werner Krüger war froh, dass wenigstens die anderen Sachen richtig angekommen sind.

 

Auch für das Kinderkrankenhaus auf Sylt, in das krebskranke Kinder zur Nachsorge kommen, wurde viel gespendet.

 Mit Bedauern erinnert sich Werner Krüger, dass er nur eine große Niederlage mit der AWO erlitten hat. Damals ging es darum, in Alfeld einen AWO-Kindergarten zu übernehmen. Das Geld war über den Kreisverband da, aber die Politik hat nicht mit gemacht. Die Erstausstattung im Kindergarten Gabelsberger Straße wurde zwar derzeit von der AWO bezahlt, aber eine Übernahme wurde nicht genehmigt. Nur die Kinderspielkreise in Everode und in Banteln wurden von der AWO getragen.

 

Die Jugendfreizeiten werden auch heute immer noch erfolgreich durchgeführt. Das Zelten in Fredelsloh durfte aus Sicherheitsaspekten nicht mehr gemacht werden. Auf dem Gelände standen alte Bäume, bei denen teilweise große Äste abgebrochen waren. Seid ein paar Jahren fahren die Kinder mit ihren Betreuern immer mit dem Fahrrad nach Sievershausen.
In den Zeiten, als Werner Krüger die Freizeiten noch leitete, waren es oftmals über dreißig Kinder, die mit dabei waren. Heute ist es leider so, dass der Computer im Kinderzimmer oft die Freizeit mit anderen Kindern ersetzt.

 

Viele der Jugendlichen, die mit zu den Freizeiten gefahren sind, haben später dann eine Jugendbetreuerausbildung gemacht und sind aktiv dabei geblieben.

 

Neben der Freizeit wird derzeit noch das jährliche Kinderfest im Rahmen des Ferienpasses durchgeführt.

 Alle genannten Unternehmungen und Aktivitäten wären nicht ohne motivierte, hilfsbereite, engagierte und qualifizierte Jugendgruppenleiterinnen und –leiter sowie Helfer möglich gewesen. Alle Betreuer wurden umfassen für ihre schwierige und verantwortliche Tätigkeit durch vielfältige Lehrgänge wie Aufsichtspflicht, Recht, erste Hilfe, Spieleleitung, pädagogische Leitung, Organisation und Durchführung von Freizeiten und Jugendgruppenstunden ausgebildet. Alle, die Verantwortung tragen, waren im Besitz amtlicher Jugendgruppenleiterausweise, die jetzt Juleika (Jugendleiterkarte) heißen. An dieser Stelle gebührt allen für  ihren persönlichen Einsatz, für ihr unentgeltliches Engagement und das Opfern von Freizeit aufrichtiger Dank. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wären die großartigen Leistungen auch bei widrigen Verhältnissen, z.B. wegen eines fehlenden geeigneten Gruppenraumes, nicht zu erreichen gewesen. Erwähnt  werden sollte auch, dass sich viele Jugendgruppenleiter aus ehemaligen Teilnehmern von Freizeiten heraus gebildet haben. Das spricht für die kontinuierliche Arbeit.

 

In der Hoffnung, niemanden vergessen zu haben, sind alle Betreuerinnen, Betreuer und Helfer noch einmal aufgeführt:

  • Inge Seelisch
  • Jürgen Wernthal †
  • Erika Bock
  • Andreas Bauch
  • Ingrid Krüger
  • Werner Krüger
  • Andreas Drechsler
  • Petra Ernst
  • Jörg Döllner
  • Annegret Klinge (Wolff)
  • Christine Walther (Bartens)
  • Heike Andres
  • Waltraud Meyer
  • Kai Friedemann
  • Stefan Anders
  • Bettina Döllner
  • Christine Limböck
  • Erwin Kühn
  •  Jürgen Preisenhammer †
  • Ilona Buttgreit
  • Harald Kahrmann
  • Constanze Sickfeld
  • Uwe Sickfeld
  • Janina Friedemann (Hauschild)

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